Die 1. Vorsitzenden des Gartenbauvereins

1954 - 1956Albert Retzlaff
1956 - 1958Heinz Kreisel
1958 - 1971Albert Vieler
1971 - 1972Walter Ecke
1972 - 1975Josef Schlögl
1975 - 1981Edgar Vogel
1981 - 1984Wolfgang Hilmer
1984 - 1990Edgar Vogel
1990 - 1995Josef Willms
1995 - 1995Reiner Schmelzer
1995 - 2011Karl Sonnefeld
2011 - 2021Ralf Kalkbrenner
seit 2022Ferdinand Hamers

Alte Gartenanlage

Rohbau des alten Vereinshaus
alte Gartenanlage
Lageplan der Parzellen in der alten Gartenanlage

Grundsteinlegung des neuen Vereinshauses:

Gemeindedirektor Franz Müller
Bürgermeister Ulf Vit

Eine 40-jährige Rotbuche wird in die neue Anlage umgesetzt:

Die Rotbuche in der alten Gartenanlage

» Die Buche kommt mit! « 

Gespräch über den Gartenbauverein Jakob Triem Aldenhoven

Da soll eine Buche mit. Ein Steckling aus einer Baumschule? Von wegen: ein mächtiger Baum, eine stattliche Rotbuche! Von einem Umzug besonderer Art und vom Warum und Wohin berichten Mitglieder des Gartenbauvereins

Anwesende: August Albrecht, Rudolf Apel, Heinz Bielefeldt, Charles Cervigne, Maria Gregorzcyk, Thomas Langens, Josef Nawrot, Günther Schorn, Heinz Teichmeier, Renate Trunzler, Hans Wenzel

Cervigne
Herr Apel, wie ist der Gartenbauverein entstanden?

Apel
1953 bin ich in den Gartenbauverein eingetreten, zu der Zeit war ich schon nicht mehr beim EBV aktiv. Durch eine Krankheit war ich ausgeschieden. Daher habe ich mit dem Garten angefangen. Bis 1956 war ich praktisch Invalide. Anschließend bin ich dann wieder in einen Arbeitsprozess rein gekommen. Zwischendurch hab ich meinen Garten gemacht. Damals wurden gerade die ersten Häuser da oben gebaut; die Leute haben alles in Eigenarbeit gemacht.

Cervigne
Gab es den Gartenbauverein zu der Zeit schon, als sie angefangen haben?

Apel
Ja, Eduard Tuckermann hat das Gelände an den Eschweiler Bergwerks Verein (EBV) verpachtet. Die Parzelle an der B56 zwischen Aldenhoven und Pattern war etwas über 3 1/4 Hektar groß und zu etwa der Hälfte mit Apfel-Buschbäumen bepflanzt. 
Wahrscheinlich hat sich die Obstparzelle für Tuckermann nicht mehr rentiert. Nachdem der EBV das Gelände übernommen hatte, wurden die verkrüppelten Obstbäume gefällt und das Land dann eingeteilt. Jeder bekam einen Garten zur Verfügung gestellt.

Cervigne
Das ist ja interessant: Der EBV hat diese Aufgabe also übernommen?

Apel
Ja, der EBV war Pächter von dem Grundstück. Das war das Eigentum vom Tuckermann.

Gregorzcyk 
Hat die Pacht für die Mitglieder des Vereins etwas gekostet?

Apel
Ja, wir haben für unseren Kleingartenverein Pacht bezahlt.

Gregorzcyk 
Wie viele Mitglieder waren es am Anfang?

Apel
Ungefähr 60 bis 70.

Cervigne
Wann war denn die Gründung des Gartenbauvereins?

Apel
Anfang 1953 wurden alle EBV- Beschäftigten, die in Aldenhoven wohnten, zur Gründungsversammlung eines Gartenbauvereins eingeladen. Im Saal der Gaststätte „Zum goldenen Schlüssel“ fand die Gründungsversammlung des Vereins statt. Durch einen kommissarischen Vorstand und unter Oberaufsicht des EBV wurden die Parzellen an die Bewerber vergeben. 

Cervigne
Was hatte Jakob Triem mit dem Gartenbau zu tun?

Apel
Er war damals Arbeitsdirektor. Von ihm – selbst aus einer alten Bergarbeiter-Familie stammend – ging die Initiative aus, den Garten zu gründen und ihn den Bergleuten zur Verfügung zu stellen.

Nawrot
Jakob Triem hat sich von Anfang an darum gekümmert, dass die Bergleute gute Wohnungen hatten. Anfang der 50er Jahre ging die Entwicklung der neu getauften Grube Emil Mayrisch so stürmisch voran, dass für die in immer größerer Zahl vom EBV angeworbenen Arbeitskräfte Wohnraum geschaffen werden musste. Diese Mietwohnungen hatten aus Platzmangel nur kleine Gärten. Nach Ansicht von Jakob Triem gehörten zu einer Bergmannswohnung auch ein Kleintierstall und ein Garten.

Apel
Der Garten war als Freizeit gedacht. Damit die Leute mal was anderes machen konnten als nur Kohle fördern.

Cervigne
Wer hat die Sache vor Ort in die Hand genommen?

Apel
Hierzu waren der Gartenberater Keller und die damalige Werksfürsorgerin Frau von Poser als Berater durch den EBV eingesetzt worden. Die haben erklärt, wie man die Gärten bearbeitet. Die Leute hatten damals teilweise ja keine Ahnung von Gärten und da hat Herr Keller den Bergleuten mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

Cervigne
Was für ein Interesse hatte denn der EBV, für seine Arbeiter solch eine Gartenbauanlage zu installieren?

Wenzel
Das lag an der sozialen Situation von damals. Der Gartenbau sollte nicht nur die Freizeitgestaltung auffrischen, in den Gärten wurde ja auch etwas erzeugt. 
Bei den Gärten war zum Beispiel auch ein Hühnerstall dabei. Für viele ging es darum, ihre Ernährungssituation zu verbessern. Denn es waren ja die 50er Jahre, kurz nach dem Krieg. Viele kamen aus schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen. Die Koreakrise begann, es wurde gehamstert …

Apel
Früher gab es ja keinen Supermarkt, wo man alles kaufen konnte, Obst und anderes. Da gab es nur die kleinen Tante-Emma-Läden, und die hatten auch nicht alles. Da waren die Leute froh, wenn sie nebenbei etwas anpflanzen konnten.

Wenzel
Beim EBV gab es auch einen Vorschuss im Herbst. Die Arbeiter konnten dann Kartoffeln kaufen und später in Raten abbezahlen. Das hieß dann „Kartoffelvorschuss“. Diese Zeit war nämlich noch ganz anderes geprägt als heute. Die Betriebe haben sich um die Mitarbeiter gekümmert, für die Ausrüstung, Schuhe, Bekleidung und ähnliches gesorgt.

Cervigne
Das haben wir ja schon oft gesehen: Der EBV wurde also aus sozialen Gründen aktiv. Es ging nicht nur um Freizeitgestaltung. Es hat auch immer einen politisch-sozialen Sinn gehabt, und es beruhte auf der Eigeninitiative der Leute: Der EBV hat Starthilfe gegeben, umsetzen mussten es die Bergleute dann aber selbst.

Wie hat sich denn die Gartenanlage nach 1953 entwickelt? 

Apel
Zuerst sah das Gelände wüst aus und musste urbar gemacht werden. Später gab es dann die ersten Häuschen und das Vereinshaus. 
Man musste vor dem Bauen einer Laube eine Baugenehmigung von der Gemeinde Aldenhoven haben. Die haben zum Beispiel drei Typen von Häuschen vorgestellt und davon konnten wir uns dann eins aussuchen. Alles war in Steinbauweise. 
Dann konnte jeder bauen, der wollte. Und jeder, der das Geld dazu hatte. Viele Steine wurden aber auch geklaut. Ja, das gehört dazu, das muss hier auch einmal gesagt werden! Es wurden Steine in Obermerz geklaut, dort wo die immer abgebaggert wurden. Und an der Müllkippe, da waren auch Steine zu finden. 

Schorn
Das war kein Klauen, das war Hilfe zur Entsorgung.

Apel
Und es ist dafür ja auch niemals jemand bestraft worden.

Wenzel
Durch das Bauen sind alle alten Hütten, welche da so windschief in der Gegend herumstanden, verschwunden.

Teichmeier
Unser erstes Vereinshaus war ein alter Bauwagen. Das war unser Vereinshaus, Lagerraum und Katzenunterkunft.

Wenzel
Und immer war ein Bier dabei. Denn des Gärtners liebste Arbeit ist das Gießen …

Apel
Ja, das war da so, das ist ja heute nicht anders. Graben Sie mal in der Hitze einen Garten um und haben nichts zu trinken.

Cervigne
Waren die Gärten ein Treffpunkt nur für Männer oder auch für Frauen? Denn in den ersten Jahren gab es ja für sie noch keine Arbeit, etwa bei Philips oder anderen. Haben die Frauen dann mit den Kindern mitgehackt oder war das eine frauenfreie Zone? 

Apel
Nein, wenn schönes Wetter war, kamen die mit und wir haben dann draußen gemeinsam gesessen.

 Teichmeier
Die Familien waren oft draußen. Sie haben mir oft bei der Ernte geholfen, die Kinder haben Johannisbeeren und Erdbeeren gepflückt. Der Mittelpunkt war die Baracke, das Vereinsheim. Eine gute Kameradschaft war da, wenn einer etwas machen wollte, haben die anderen mitgeholfen.

Cervigne
Gab es denn von Anfang an beim Gartenbaugelände einen Vereinsvorstand?

Apel
Ich weiß leider nicht mehr, wer der erste Vorsitzende war.

Langens
Der erste Vorsitzende war Albert Retzlaff, von 1954 bis 1956.

Cervigne
Der Garten hatte sich richtig entwickelt. Die Leute haben mir erzählt, er war eine richtige Oase. Und ein wichtiger Ausgleich, als die Leute noch nicht in den Urlaub fahren konnten. Damals sind ja auch die ganzen anderen Freizeiteinrichtungen entstanden, so wie das Schwimmbad.

Schorn
Damals haben die Leute auch was geerntet und hatten dann auch was auf dem Tisch. Damals war ja alles teuer, und da war man froh, das man was hatte.

Apel
Damals war ein Garten ja auch hauptsächlich Nutzgarten, heute haben ihn viele ja nur noch für Rasen. Aber nicht mehr für Gemüse.

Bielefeldt
Wie war das Gefühl, erst untertage zu arbeiten und nachher unter der Sonne im Garten

Schorn
Es war ein guter Ausgleich: Erst war man im Dunkel und dann an der Sonne, an der frischen Luft.

Cervigne
Was später sehr wichtig war: der Umzug der Gartenanlage. Der Umzug war nötig, weil Alt-Pattern wegen der Braunkohle abgebaggert wurde. Und da war die Frage: Wo geht es hin? Wie sah das aus: Durften die Vereinsmitglieder mitreden?

 Apel
Der EBV hat dann das Gelände verkauft an die Gemeinde und wir wurden entschädigt. Der Umzug ging nachher schnell. Als erstes sollte nur bis kurz vor den Garten gegraben werden. Nachher wurde aber doch alles abgebaggert.

Teichmeier
Wir hatten eine große Rotbuche. Die wurde im alten Garten mit Stumpf und Stiel ausgebuddelt, über die Straßen zum neuen Garten transportiert und da wieder eingepflanzt. Das war ganz schön harte Arbeit. Die Firma Rheinbraun hat uns mit schwerem Gerät dabei geholfen. Es hat dann drei Jahre gedauert, bis sie sich erholt hatte. Nun wächst sie wieder. Das war im Jahr 1989, vor 12 Jahren. 

Cervigne
Waren sie traurig, als sie umziehen mussten?

Apel
Am Anfang schon, aber im Nachhinein nicht. Man ist jetzt froh, am neuen Standort zu sein.

Cervigne
Wie kam Euer Gefühl, nicht genug entschädigt worden zu sein?

Teichmeier
Einige haben zwei oder sogar drei Gärten zusammengenommen und dann ihr Häuschen vergrößert und hatten dann plötzlich einen Bungalow.

Schorn
Das war baurechtlich problematisch: Die Häuser waren nicht zum Wohnen gedacht. Sondern nur für den Aufenthalt für ein paar Stunden. Das ist auch heute noch so.

Apel
Bei zweien oder dreien ist es aber trotzdem so gelaufen.
Vor dem Abriss hat man große Schätzungen gemacht, was an Bewuchs und Bauten auf dem Gelände stand, und dann hat dann jeder seinen Teil bekommen. Die mit dem Bungalow sind dann voll entschädigt worden. Sie hätten eigentlich nur noch bekommen sollen, was genehmigt war. Da ist einiges schief gelaufen. Dadurch kamen Spannungen im Verein auf. Einer hat sogar einen Prozess geführt und den dann auch noch gewonnen. Danach wurde von uns Kleingärtnern eine Kommission gebildet, die aufgelistet hat, wie viele Sträucher auf jedem Grundstück standen et cetera. Alles wurde dann zu Einkaufspreis entschädigt. Das ungerechte war, dass die Bungalowbesitzer voll entschädigt wurden.

Cervigne
Nach dem Umzug kam dann der Bau des neuen Vereinshauses. Wie ist das gelaufen?

Apel
Die Firma Rheinbraun hat uns laut Vertrag ein Haus hinstellen müssen, das war klar. Jedenfalls ist da ein Holzhaus hingekommen. Wir hatten 93.000 Mark Entschädigung bekommen für das alte Haus und das wurde dann wieder in das neue investiert. 

Cervigne
Ist die Größe der Gartenanlage gleich geblieben oder ist sie jetzt größer?

Apel
Es ist ungefähr gleich geblieben. Wir haben jetzt 75 Parzellen. Wir sind damit jetzt zufrieden.

Trunzler
Es wurden viele Feste gefeiert, zum Beispiel Karneval.

Apel
Karneval wurde immer ein Wagen gebaut, ich war zwar nicht beteiligt, aber es waren genug Interessenten beteiligt.

Teichmeier
Es wurde zum Beispiel Gemüse geputzt und drangehangen. Damit haben wir einmal den ersten Platz gemacht. Der Bauer hat uns den Träger und einen Anhänger gegeben. Den stellte er acht Tage vorher dahin und dann wurde fleißig gearbeitet und geschmückt. 

Apel
Gartenfeste gab es jedes Jahr da oben. Fast jedes Jahr.

Schorn
Wie ist es, wenn einer wegzieht oder seine Parzelle nicht mehr will? Ist dann große Nachfrage oder stehen auch Parzellen leer?

Apel
Es ist schwierig einen Nachmieter zu bekommen. Vor zehn oder zwanzig Jahren wäre das kein Problem geworden, aber heute will sogar in den Städten keiner mehr einen Garten haben. Die Jugend hat kein Interesse mehr daran. Jeder, der ein Auto hat, fährt in die Eifel, und damit sind die zufrieden.

Teichmeier
Mittlerweile stehen vier Parzellen leer. Die anderen sind wieder unter den Hut gekommen.

Apel
Ältere machen was draus, aber Jüngere stellen sich meist etwas anderes vor, und nach einem Jahr ist Feierabend. So ein Garten ist ja auch Arbeit.

Cervigne
Gibt es noch ein nettes Anekdötchen zu erzählen? Oder einen Skandal?

Apel
Also umgebracht haben wir keinen …

Teichmeier
Es gab einen Katzenvater, der immer die Katzen auf dem Gelände versorgt hat. Als der gute Mann einmal krank wurde, mussten die Katzen hungern und so nach vier Tagen ist er dann rausbekommen, so krank wie er da war, und alle Katzen auf ihn drauf. Er musste die Katzen direkt füttern, sonst wäre noch was passiert. Wie hieß der noch mal?

Apel
Das war der Julius, Julius Sabellek.

aufgezeichnet von Thomas Langens am 05.11.2002

neue Gartenanlage

neues Vereinshaus
neues Vereinshaus
Grillhütte
Gedenkstein
Inschrift vom Gedenkstein
Laubenbau in der neuen Gartenanlage